Samstag, 8. März 2014

Die Sache mit der Versuchung...


Zum ersten Fastensonntag, 09.03.2014


 
Die Lesungstexte des ersten Fastensonntags sind inhaltlich sehr reich, man könnte wirklich lange Betrachtungen darüber anstellen, aber das ist nun wirklich nicht Sinn des Blogs. Deshalb beschränke ich mich auf zwei Aspekte aus dem heutigen Evangelium (Mt 4, 1-11).

Dabei werden wir Zeugen einer irgendwie doch recht verwirrenden Szenerie: Jesus geht in die Wüste und fastet dort 40 Tage und Nächte, woraufhin er vom Teufel in Versuchung geführt wird. Ausgerechnet Jesus, der Sohn Gottes sieht sich vom Teufel in Versuchung geführt…wie kann das sein?

Dieser Umstand kann uns klar machen: Jesus war Gottes Sohn und zugleich Mensch, so wie wir! Er hat so gelebt, gelacht, sich gefreut, geweint, gelitten, ja selbst so gestorben ist er wie wir Menschen. Mich tröstet das immer doch irgendwie, und hilft mir auch beim Beten, weil ich darauf vertrauen kann, dass unser Gott kein ferner, ungreifbarer Gott ist. Nein, Jesus weiß, was uns auf dem Herzen liegt, was uns bewegt, freut, belastet…er kennt das selber, gut zu wissen, oder! Jesus kannte auch die Versuchung, so wie wir sie alle kennen. Also, vertrauen wir uns ihm damit ruhigen Gewissens an.

Klar ist aber vom Evangelium her auch: Jesus wiedersteht den Verlockungen des Satans. Und das verlangt er auch von uns. Jetzt sagen manche vielleicht: Naja klar, er konnte wiederstehen, weil er nun mal auch Gott ist. Ja, aber dran denken: er war auch Mensch, vom Scheitel bis zur Sohle ganz Mensch. Das heißt: das Wiederstehen ist möglich, auch wenn einiges dazugehört.

Die Versuchungen des Teufels, denen sich Jesus ausgesetzt sieht und wiedersteht führen uns in sehr existenzielle Aspekte unseres Gottesbildes hinein. Mir persönlich ist ein Aspekt sehr vor Augen getreten, nämlich die Frage nach der Allmacht Gottes. Der Teufel versucht Jesus hier, indem er ihn mit dem Leid und der Herrschaft konfrontiert. Wir alle kennen dieses Dilemma vor dem wir selber oft stehen und nicht selten durch andere damit konfrontiert werden: wie kann Gott allmächtig sein, uns lieben, ja überhaupt existieren angesichts des Elends?
Das, was Jesus uns hier antwortet verstehe ich so:

„Mach diese Steine zu Brot!“: Der Teufel fordert Jesus im Angesicht seines Hungers heraus, seine Macht dazu einzusetzen, seinem Hunger ein Ende zu bereiten. Ja, das könnte Jesus bestimmt, und das wäre doch was! Man stelle sich mal vor, es wäre möglich, dass so der Hunger auf der ganzen Welt ausgerottet würde…Jesus reagiert aber anders: nicht nur auf das Brot kommt es an, sondern auf jedes Wort Gottes. Heißt konkret: es geht nicht nur um das Materielle, sondern auch um das, was in die Tiefe geht.  Frag dich einfach einmal selbst: Was brauchst du zum Leben, wirklich zum guten, gelingenden Leben? Weit mehr als Nahrung…Und frag dich: kannst du dir das, was zum guten Leben notwendig ist, selbst geben?

Nein, ich kann mir zum Beispiel Liebe nicht selber geben, die wird mir von anderen geschenkt. Das impliziert natürlich Bedürftigkeit und fordert Vertrauen auf Gott heraus. Ein Aspekt für unsere persönliche Fastenzeit kann auch heißen: konzentriere dich nicht so sehr auf das, was du machen kannst, so sehr das auch zum Leben dazugehört. Konzentriere dich auf deine eigentlichen Lebensquellen, die ganz sicher bei Gott liegen!

„Das alles ist dir gegeben“: sagt der Teufel zu Jesus, wenn er nur ihn anbeten würde. Er könnte Jesus zum Herrscher aller Reiche machen. Doch Jesus entgegnet ihm barsch: „Weg mit dir Satan!“ Jesus bleibt da, wovon der Satan ihn abbringen will: bei Gott, seinem Vater. Damit sagt Jesus uns klar: setzt Euer Vertrauen nicht in das irdische Herrschen, sondern in das Herrschen Gottes. Und wie sieht das aus? Hier hilft der Blick auf eine andere Stelle im Evangelium. Petrus wollte nicht, dass Jesu den Weg des Kreuzes geht. Er wollte, dass Jesus das Gottesreich anders aufbaut, als durch sein Leiden. Vielleicht dachte er an ein tolles politisches Programm, an eine große Machtdemonstration, sogar an die Wohlfahrt aller? Und was entgegnete ihm Jesus? „Weg mit dir, Satan!“ (Mt 16,23). Derselbe Wortlaut zu Petrus, der natürlich nicht der Teufel war, aber Jesus sagt konkret: Du willst dass, was die Menschen wollen, mir geht es aber um den Willen des Vaters, der die Erlösung der Welt will. Das ist die Gottesherrschaft: die totale Hingabe für die Menschen, der Dienst. Nicht das Herrschen, wie Menschen es tun. Ist das nicht irgendwie doch logisch? Wir alle wissen es doch genau! „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde“ sagt Jesus an anderer Stelle (Joh 15,13). Wann sind Ehen, Beziehungen, Freundschaften, überhaupt das Zusammenleben gut? Bestimmt nicht, wenn einer über den oder die anderen bestimmt. Nein, wenn die gegenseitige Liebe und Zuwendung zum Sich-Schenken wird, nur dann kann Zusammenleben gelingen. Jesus ging für uns, für dich und mich ans Kreuz. So wird die Welt erlöst, durch den Dienst, der zutiefst liebende Zuwendung ist. Wie oft wünschen wir uns, dass Gott als der starke Herrscher auftreten würde, dass er mit harter Hand alles Unrecht ausrotten würde…Aber so ist es mit Gott nicht. Wenn ich wirklich glaube, dass Jesus Gottes Sohn ist, dann muss mir in seinem Beispiel klar sein: Nur Liebe, die zum Äußersten geht kann Hass und Unrecht überwinden. Nicht die großen Diktatoren haben mit ihren Heilsversprechen, welche aus Klingen, Bomben und Verfolgung bestanden und bestehen, die Welt erlöst. Das tut der, der sein Blut aus Liebe zu uns am Kreuze vergossen hat.

Klar, abseits aller romantischen Worte, dass ist hart und folgenreich. Aber das Evangelium sagt nichts anderes: Macht gibt es nur durch das Dienen, und es gibt keine Macht, die ohne Aufopferung für den Nächsten auskommt.

Die Versuchungen Jesu und seine Reaktionen darauf sind vielleicht auch für uns so eine Art Spiegel, wie ich selber zu Gott und seinem Handeln stehe. Halten wir uns den Spiegel ruhig mal vor und schauen wir mal…Ein Spiegel hilft uns ja bekanntlich, manches klarer zu sehen.


P.S.: Wer dem Ganzen gerne mal auf andere Weise nachgehen will. Lest mal die Stelle aus dem Evangelium und anschließend das 5. Kapitel („Der Großinquisitor“) von „Die Brüder Karmasow“ von Dostojewski …;-)

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