Zur Weihe der Heiligen Öle, 14.04.2014
Montag der Karwoche
Liebe
Schwestern und Brüder (diese „förmliche“ Anrede erklärt sich hoffentlich gleich…),
was könnte Öl mit der Karwoche zu tun haben?
Man
muss (leider) ein Insider sein, um diese Verbindung herzustellen, die aber
immanent wichtig ist. Deshalb gibt es den heutigen Beitrag zu einem
Gottesdienst, den wahrscheinlich kaum jemand von Euch jemals mitgefeiert hat.
Der Grund liegt darin, weil diese Messe nur einmal im Jahr in nur einer Kirche eines
jeden Bistums gefeiert wird. Ich spreche von der Missa chrismatis oder zu Deutsch: der Ölweihmesse. Was es damit auf sich hat, will ich gerne etwas näher
betrachten.
An
und für sich findet diese Messe am Vormittag des Gründonnerstags statt, kann
und wird jedoch meistens auf einen anderen Tag der Karwoche verlegt, um möglichst
vielen Priestern die Teilnahme an dieser Messe besser zu ermöglichen. Die
Ölweihmesse findet in aller Regel immer in der Kathedrale eines Bistums statt
und wird vom Diözesanbischof in Gemeinschaft mit den Priestern eines Bistums
gefeiert. Der Klerus nutzt diesen Tag meist zu einem Besinnungs- und
Begegnungstag. Bei uns in Dresden-Meißen feiert Bischof Koch diese Messe am
Montag der Karwoche.
In
der Ölweihmesse werden, wie der Name schon sagt, die Heiligen Öle geweiht,
welche im Laufe des Kirchenjahres für die Spendung der Sakramente und
Sakramentalien verwendet werden. Geweiht wird zum einen das Öl für die Krankensalbung,
das Katechumenen-Öl (mit diesem sind alle Getauften vor ihrer Taufe gesalbt
worden) und der heilige Chrisam geweiht. Insbesondere der Chrisam (Öl, dem ein
Balsam beigemischt wird) hat für das Leben der Kirche eine hohe Bedeutung. Mit
dem Chrisam werden wir bei der Taufe zum ersten Mal gesalbt, ein zweites Mal
bei unserer Firmung. Wenn jemand zum Priester oder Bischof geweiht wird, erhält
er ebenfalls eine Salbung mit dem Chrisam. Und auch der Altar und die Wände von
Kirchen werden (wie wir in Crimmitschau ja 2013 erleben konnten) mit diesem kostbaren
Öl gesalbt. Also: der Chrisam taucht an sehr prägenden Punkten unseres Lebens
immer auf, obwohl wir dieses Zeichen oft nicht so recht wahrnehmen.
Deshalb
ist es meine ich durchaus angebracht am heutigen Tag, da diese Öle für unser
Bistum ne geweiht werden einmal auf dieses Zeichen der Salbung, die wir alle
empfangen haben und sicher noch werden, zu schauen.
Da
ist zunächst dieses Zeichen der Salbung. Was bedeutet das konkret? Wenn wir in
die Bibel schauen, dann erfahren wir, dass die Salbung mit Öl im Alten
Testament schon im Buch Exodus (Ex 30, 22-32) als sakrales Mittel zur Salbung
von Propheten und Priestern verwendet wurde. Besonders hervorheben will ich Psalm 133,2: „Das ist wie köstliches Salböl, das vom Kopf hinabfließt auf den Bart,
auf Aarons Bart, das auf sein Gewand hinabfließt“. Im Hebräischen, der
Sprache des Alten Testamentes wird der Begriff „Messias“ (messiach) für
verschiedene Personen und Gegenstände gebraucht (etwa auch die Bundeslade…),
besonders aber für Priester, wie Aaron und seine Söhne, für Propheten, etwa wie
Samuel, oder auch für Könige. Davon wiederum erfahren wir im ersten Buch Samuel
zum ersten Mal. Der Prophet Samuel salbt Saul zum König von Israel (1Sam 10,1), und diese Salbung wird dann
konstitutiv für dessen Nachfolger David und Salomo. Der König wird so zum einen
sicher herausgehoben, göttlich legitimiert, aber er wird auch gleichzeitig
ermahnt und weiterverwiesen darauf, dass seine Macht, seine Befugnisse von Gott
her kommen. Die Bezeichnung messiach
meint übersetzt soviel wie „Gesalbter“.
Und in der endzeitlichen Erwartung Israels floss alle Hoffnung auf einen
Messias zu, der Israel befreien und erretten sollte. Für uns Christen ist
dieser Messias Jesus Christus, eben der Gesalbte Gottes, der Messias, der am
Ende der Zeiten wiederkommen und die Welt wandeln wird. Das Wort Christus ist
die ins griechische und später lateinische übersetze Form des Wortes messiach, „der Gesalbte“.
Wir
sehen also, das Öl ist ein Zeichen einer göttlichen Macht, eines berührt werden
dem Göttlichen. Wenn wir den Namen Christen tragen, dann heißt das auch, dass
wir Gesalbte sind. Wie oben erwähnt, noch bevor wir getauft werden, erhalten
wir die erste Salbung mit dem Katechumenen-Öl, bevor dann zu Taufe und Firmung
jeweils die Salbung mit dem Chrisam erfolgt. Wir sind auf den Namen (und damit
auf den Tod und Auferstehen) Jesu getauft, aber korrekter müsste man eigentlich
sagen: wir sind getauft und gesalbt auf Jesu Namen, denn als Christ bin ich ein Gesalbter!
Und, wozu wurde man im Alten Testament gesalbt? Zum Priester, zum Prophet und
zum König. Diese Sicht hat die Kirche beibehalten. Und dazu bin ich, bist du
gesalbt. Was heißt das wiederum?
Gesalbt
zum Priester: Tatsächlich sind wir alle, ohne
Ausnahme, als Getaufte zum Priester gesalbt. Freilich gibt es zwei verschiedene
Ausprägungen des Priestertums, dass allgemeine Priestertum aller Getauften und
das geweihte, dienende Priestertum, welche der geweihte Priester ausübt. Der
Priester hat die Aufgabe, den Religionsdienst zu leisten, Gott geistige Opfer
darzubringen und als Mittler zwischen Gott und Menschen zu fungieren. Der
geweihte Priester tut dies besonders durch die Spendung der Sakramente, der tiefsten
Zeichen Gottes Handeln an uns. Deshalb ist es gut, dass die Priester gemeinsam
mit dem Bischof diese Ölweihmesse feiern, denn gemeinsame Aufgabe des Bischofs
und der Priester ist die Verkündigung und die Spendung der Sakramente. Aber
auch wir alle sind Priester. Das Zweite Vatikanische Konzil sagt uns: „Durch die Wiedergeburt und die Salbung mit
dem Heiligen Geist werden die Getauften zu (…) einem heiligen Priestertum
geweiht, damit sie in allen Werken eines christlichen Menschen geistige Opfer
darbringen und die Machttaten dessen verkünden, der sie aus der Finsternis in
sein wunderbares Licht berufen hat (vgl. 1 Petr 2,4–10).“ Das Lob Gottes und
ein Leben mit Gott sind also priesterliche Aufgaben, zu denen wir gesalbt sind.
Gesalbt
zum Propheten: Ein Prophet verkündet Gottes Wort und
Wille, weil er durch Gott selbst dazu berufen ist. Was brauche ich da noch dazu
sagen? Gerade das ist unser ureigenes Christ-Sein, nämlich Prophet sein. Die
Kirche als Gemeinschaft der Getauften soll eine Gemeinschaft der Propheten
sein. Durch unser Leben, durch unser Reden, durch unser Engagement, durch
unseren Umgang miteinander sollen wir Zeugen und Verkünder Gottes sein. Mit der
Salbung mit Chrisam befähigt und beauftragt Gott uns dazu.
Gesalbt
zum König: Als Getaufte auf Jesu Namen sind wir mit
Jesus Priester, Prophet und auch König. Gestern am Palmsonntag haben wir einen
König bei seinem Einzug in Jerusalem begleitet und ihn dann am Kreuz Sterben
sehen. In der Überwindung des Todes besteht Jesu Königtum. Alle Macht, aller
Einfluss politischer oder gesellschaftlicher Art ist relativ. Der einzige
wirkliche Herrscher ist Christus, weil er der einzige ist, der den Tod
überwunden hat. Und Jesu Autorität erweist sich nicht in Gewalt, Unterdrückung
oder Militärpräsenz, sondern viel mehr in Wahrheit und Liebe. Wenn wir zu
Königen gesalbt sind, dann sind wir keine Herrscher im Sinne der Welt, sondern
haben Anteil an der Wahrheit und der Liebe, die Jesus selbst ist.
Es
ist heute ein ziemlich langer und theologischer Beitrag gewesen. Mir erscheint
es aber wichtig, dass dies mal Thema war. Machen wir uns einfach mal neu
bewusst, dass wir getauft und gesalbt sind zu Priestern, Propheten und Königen.
Und heute dürfen wir durchaus auch mal ein Gebet für unsere Priester einlegen.
Sie sind geweiht um uns bei unserer Berufung als Gesalbte zu helfen, und wir
sind dazu berufen, ihnen bei ihrem Dienst zu helfen.
Ich
finde: Gut so!
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