Zum ersten Fastensonntag, 09.03.2014
Die
Lesungstexte des ersten Fastensonntags sind inhaltlich sehr reich, man könnte
wirklich lange Betrachtungen darüber anstellen, aber das ist nun wirklich nicht
Sinn des Blogs. Deshalb beschränke ich mich auf zwei Aspekte aus dem heutigen Evangelium
(Mt 4, 1-11).
Dabei
werden wir Zeugen einer irgendwie doch recht verwirrenden Szenerie: Jesus geht
in die Wüste und fastet dort 40 Tage und Nächte, woraufhin er vom Teufel in
Versuchung geführt wird. Ausgerechnet Jesus, der Sohn Gottes sieht sich vom
Teufel in Versuchung geführt…wie kann das sein?
Dieser
Umstand kann uns klar machen: Jesus war Gottes Sohn und zugleich Mensch, so wie
wir! Er hat so gelebt, gelacht, sich gefreut, geweint, gelitten, ja selbst so
gestorben ist er wie wir Menschen. Mich tröstet das immer doch irgendwie, und
hilft mir auch beim Beten, weil ich darauf vertrauen kann, dass unser Gott kein
ferner, ungreifbarer Gott ist. Nein, Jesus weiß, was uns auf dem Herzen liegt, was
uns bewegt, freut, belastet…er kennt das selber, gut zu wissen, oder! Jesus
kannte auch die Versuchung, so wie wir sie alle kennen. Also, vertrauen wir uns
ihm damit ruhigen Gewissens an.
Klar
ist aber vom Evangelium her auch: Jesus wiedersteht den Verlockungen des
Satans. Und das verlangt er auch von uns. Jetzt sagen manche vielleicht: Naja
klar, er konnte wiederstehen, weil er nun mal auch Gott ist. Ja, aber dran
denken: er war auch Mensch, vom Scheitel bis zur Sohle ganz Mensch. Das heißt:
das Wiederstehen ist möglich, auch wenn einiges dazugehört.
Die
Versuchungen des Teufels, denen sich Jesus ausgesetzt sieht und wiedersteht
führen uns in sehr existenzielle Aspekte unseres Gottesbildes hinein. Mir
persönlich ist ein Aspekt sehr vor Augen getreten, nämlich die Frage nach der Allmacht
Gottes. Der Teufel versucht Jesus hier, indem er ihn mit dem Leid und der
Herrschaft konfrontiert. Wir alle kennen dieses Dilemma vor dem wir selber oft
stehen und nicht selten durch andere damit konfrontiert werden: wie kann Gott
allmächtig sein, uns lieben, ja überhaupt existieren angesichts des Elends?
Das,
was Jesus uns hier antwortet verstehe ich so:
„Mach diese Steine zu Brot!“:
Der Teufel fordert Jesus im Angesicht seines Hungers heraus, seine Macht dazu einzusetzen,
seinem Hunger ein Ende zu bereiten. Ja, das könnte Jesus bestimmt, und das wäre
doch was! Man stelle sich mal vor, es wäre möglich, dass so der Hunger auf der
ganzen Welt ausgerottet würde…Jesus reagiert aber anders: nicht nur auf das
Brot kommt es an, sondern auf jedes Wort Gottes. Heißt konkret: es geht nicht
nur um das Materielle, sondern auch um das, was in die Tiefe geht. Frag dich einfach einmal selbst: Was brauchst
du zum Leben, wirklich zum guten, gelingenden Leben? Weit mehr als Nahrung…Und frag
dich: kannst du dir das, was zum guten Leben notwendig ist, selbst geben?
Nein,
ich kann mir zum Beispiel Liebe nicht selber geben, die wird mir von anderen geschenkt.
Das impliziert natürlich Bedürftigkeit und fordert Vertrauen auf Gott heraus. Ein
Aspekt für unsere persönliche Fastenzeit kann auch heißen: konzentriere dich
nicht so sehr auf das, was du machen kannst, so sehr das auch zum Leben dazugehört.
Konzentriere dich auf deine eigentlichen Lebensquellen, die ganz sicher bei
Gott liegen!
„Das alles ist dir gegeben“:
sagt der Teufel zu Jesus, wenn er nur ihn anbeten würde. Er könnte Jesus zum
Herrscher aller Reiche machen. Doch Jesus entgegnet ihm barsch: „Weg mit dir
Satan!“ Jesus bleibt da, wovon der Satan ihn abbringen will: bei Gott, seinem
Vater. Damit sagt Jesus uns klar: setzt Euer Vertrauen nicht in das irdische
Herrschen, sondern in das Herrschen Gottes. Und wie sieht das aus? Hier hilft
der Blick auf eine andere Stelle im Evangelium. Petrus wollte nicht, dass Jesu
den Weg des Kreuzes geht. Er wollte, dass Jesus das Gottesreich anders aufbaut,
als durch sein Leiden. Vielleicht dachte er an ein tolles politisches Programm,
an eine große Machtdemonstration, sogar an die Wohlfahrt aller? Und was
entgegnete ihm Jesus? „Weg mit dir, Satan!“
(Mt 16,23). Derselbe Wortlaut zu
Petrus, der natürlich nicht der Teufel war, aber Jesus sagt konkret: Du willst
dass, was die Menschen wollen, mir geht es aber um den Willen des Vaters, der
die Erlösung der Welt will. Das ist die Gottesherrschaft: die totale Hingabe
für die Menschen, der Dienst. Nicht das Herrschen, wie Menschen es tun. Ist das
nicht irgendwie doch logisch? Wir alle wissen es doch genau! „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer
sein Leben hingibt für seine Freunde“ sagt Jesus an anderer Stelle (Joh 15,13). Wann sind Ehen,
Beziehungen, Freundschaften, überhaupt das Zusammenleben gut? Bestimmt nicht,
wenn einer über den oder die anderen bestimmt. Nein, wenn die gegenseitige
Liebe und Zuwendung zum Sich-Schenken wird, nur dann kann Zusammenleben
gelingen. Jesus ging für uns, für dich und mich ans Kreuz. So wird die Welt
erlöst, durch den Dienst, der zutiefst liebende Zuwendung ist. Wie oft wünschen
wir uns, dass Gott als der starke Herrscher auftreten würde, dass er mit harter
Hand alles Unrecht ausrotten würde…Aber so ist es mit Gott nicht. Wenn ich
wirklich glaube, dass Jesus Gottes Sohn ist, dann muss mir in seinem Beispiel
klar sein: Nur Liebe, die zum Äußersten geht kann Hass und Unrecht überwinden.
Nicht die großen Diktatoren haben mit ihren Heilsversprechen, welche aus
Klingen, Bomben und Verfolgung bestanden und bestehen, die Welt erlöst. Das tut
der, der sein Blut aus Liebe zu uns am Kreuze vergossen hat.
Klar,
abseits aller romantischen Worte, dass ist hart und folgenreich. Aber das
Evangelium sagt nichts anderes: Macht gibt es nur durch das Dienen, und es gibt
keine Macht, die ohne Aufopferung für den Nächsten auskommt.
Die
Versuchungen Jesu und seine Reaktionen darauf sind vielleicht auch für uns so
eine Art Spiegel, wie ich selber zu Gott und seinem Handeln stehe. Halten wir
uns den Spiegel ruhig mal vor und schauen wir mal…Ein Spiegel hilft uns ja
bekanntlich, manches klarer zu sehen.
P.S.:
Wer dem Ganzen gerne mal auf andere Weise nachgehen will. Lest mal die Stelle
aus dem Evangelium und anschließend das 5. Kapitel („Der Großinquisitor“) von „Die
Brüder Karmasow“ von Dostojewski …;-)
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