Zum vierten Fastensonntag,
30.03.2014
Liebe
Freunde!
Mensch,
war das mal wieder eine Woche…für unsere Kirche, und damit auch für uns, denn
Kirche sind wir alle zusammen auf der ganzen Welt. Katholisch heißt ja
bekanntlich allumfassend, sie umschließt alles und jeden und deshalb betreffen
uns die Ereignisse in der Kirche immer auch mit. Auch die weniger schönen
Sachen, wie eben jetzt in Limburg.
Was
hat das nun mit dem vierten Fastensonntag zu tun? Ich hoffe, dass meine
Überlegungen nicht allzu abstrakt sind.
Der
vierte Fastensonntag hat den lateinischen Namen Laetare, der sich vom Eingangsvers der Messfeier ableitet, der geht
auf Deutsch: „Freue dich, Stadt
Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Freut
euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung“ (Jes 66, 10-11). Freue dich! Diese
Aufforderung ruft uns die Liturgie am heutigen Sonntag zu. Mitten in der eher
ernsteren Fastenzeit solch fröhliche Töne…das sagt uns zum einen, dass die
Hälfte der Fastenzeit bereits vorüber ist und das Osterfest nicht mehr weit
ist. Selbst in der Farbe des Messgewandes des Priesters kann heute statt dem
dunklen violett ein helles Rosa verwendet werden, durch das Violett, die
Bußfarbe, scheint schon das Weiß des Osterfestes hindurch (besonders populär
ist das allerdings nicht bei vielen Priestern…J).
Das sind nun
aber eher Nebensächlichkeiten. Heute geht es mir mal um etwas Grundsätzliches:
darf, ja kann ich angesichts der Situation der Kirche derzeit mich überhaupt
noch freuen Christ zu sein, und zur Kirche zu gehören?
Ich
will sagen: JA, ich habe dazu allen Grund, gerade auch mit Blick auf die
Schwierigkeiten und Schlechtigkeiten im Leben der Kirche.
Weshalb?
Ganz einfach…Wenn ich mir die Entwicklungen innerhalb unserer Kirche in den
letzten Jahren so anschaue und das mit meinen eigenen Erfahrungen zusammen
sehe, dann komme ich irgendwie immer mehr zu der Überzeugung, dass ein anderer
Blickwinkel auf die Kirche gelegt werden muss. Und das meint konkret:
-
die Kirche hat eine feste, hierarchische Struktur, die ist wichtig und die braucht
es auch. Ja.
-
die Kirche ist angewiesen und verwiesen auf den Papst und die Bischöfe und das
Lehramt, welches Papst und Bischöfe ausüben ist sehr wichtig. Ja.
-
ebenso braucht es eine gewisse Ordnung im Bereich Liturgie, Disziplin und auch
Morallehre. Ja.
ABER:
Bevor ich zu all dem, was oben gesagt wurde Ja und Amen sage braucht es ein
anderes Bewusstsein und das muss einem jeden von uns in Fleisch und Blut
übergehen: Der Grund der Kirche, der Sinn der Kirche und der Herr der Kirche
ist JESUS CHRISTUS. Auf ihn und meine Beziehung zu ihm kommt es an. Erst dann, danach
kommt die Kirche. Machen wir uns das immer bewusst, wenn wir über unser Verhältnis
zur Kirche nachdenken.
Dazu
gehört freilich auch, dass Christus durchaus die Kirche gewollt hat. Aber die
Stiftung der Kirche durch Christus ergeht an Petrus mit den Worten: „Weide meine Schafe!“ (vgl. Joh 21,15-19)
und der Auferstandene sagt zu seinen Jüngern, dass sie in alle Welt gehen
sollen, taufen sollen und den Menschen von seinen Taten und Worten erzählen
sollen (vgl. Mt 28,18ff.). Dazu ist
die Kirche da! Das Zweite Vatikanische Konzil hat von daher sehr treffend die
Kirche als communio, als Gemeinschaft
beschrieben, als Gemeinschaft der Getauften, die Gottes Volk ist und wie eine große Pilgerschar auf Christus zugeht.
Christus ist der Grund auf dem wir
stehen, er ist der Weg auf dem wir gehen und der ist das Ziel auf dass wir
sehen. Diese prägnante Formel bringt es auf den Punkt.
Durch
unsere Taufe und Firmung gehören wir zu Christus, in der Eucharistie treten wir
mit Christus in Kommunion, wir sind mit unserem ganzen Sein in Verbindung mit
IHM! Papst Benedikt XVI. sagte das mal so schön: „Es gibt nichts Schöneres als von Christus gefunden zu werden! Habt
keine Angst. Öffnet IHM Eure Herzen!“
Natürlich
verschließen wir damit nicht die Augen vor den Fehlern und Schwächen, den
Sünden der Kirche, denn auch das ist die Realität. Der Herr der Kirche ist ohne
Sünde, aber er ist Gott und Mensch. Er weiß, wie es so menschlich ist in seiner
Kirche.
Bleiben
wir dabei, Christus ist das Zentrum!
Jesu
Botschaft und Handeln galt nicht den Reichen und Mächtigen – sicher gilt das
Wort Gottes allen – sondern gerade den Sündern und Ausgestoßenen. Jesus sammelt
alle, ausnahmslos, ohne Vorbedingungen. Und geht nicht der Herr ans Kreuz um
unsere Sünden zu tilgen?
Deshalb
müssen wir es aushalten können, dass die Sünde immer eine Realität in der
Kirche bleiben wird, auch in der Leitung der Kirche. Wieder zwei Aspekte:
-
die Kirche
ist Gemeinschaft der Heiligen: der besser, der Geheiligten. Durch das
Kreuzesopfer Jesu haben wir schon jetzt Anteil an dem, was in der Ewigkeit auf
uns wartet…
-
die Kirche
ist Gemeinschaft der Sünder: wir alle sind Sünder, wie neigen zur Sünde
und tun sie…wir bedürfen der Vergebung und wir bekommen sie geschenkt. Jesu
will, dass wir frei werden von den Verstrickungen unserer Sünden, deshalb
sammelt er uns in der Kirche! Die Taufe ist das ein für alle Mal gesprochene JA Gottes zu mir: Er sagt mir, ich
nehme dich an, so wie du bist und ich lasse dich nicht mehr los, auch im Tod
nicht. Ich habe noch etwas Großes mit dir vor…Und auch deine Sünde hat nicht
das letzte Wort, wenn du es nicht willst…Gott will es auch nicht. Bekenntnis,
Reue, Buße…mehr braucht es nicht. Wäre es nicht mal wieder an der Zeit für die
Beichte? Es geht im Beichtstuhl nicht darum gequält, gedemütigt zu werden.
Nein, der Beichtstuhl ist der Ort, wo mir Jesu Liebe, Gottes Barmherzigkeit
begegnet. Probieren wir es doch vor Ostern mal wieder aus!
Die
Kirche ist nicht die Gemeinschaft der Perfekten, sondern eine Gemeinschaft der
Sünder, die aber ein großes Ziel hat und dazu sehr gut von Jesus ausgestattet
ist…
Gut,
nun hab ich wieder zu viel geschrieben…Ich hoffe aber, ihr könnt Euch jetzt
wieder etwas mehr freuen, dass WIR Kirche sind. Es ist nämlich gut so…!