Zum Karfreitag, 18.04.2014
Das Leiden und Sterben
Jesu
Liebe
Freunde, der Karfreitag ist kein Feiertag wie jeder andere. Es findet keine
Eucharistiefeier statt (die Kommunion, welche wir in der Liturgie empfangen,
ist noch vom Gründonnerstag), keine instrumentale Musik erklingt, keine Glocken
läuten, keinen Blumenschmuck gibt es. Wenn ein lieber, ein geliebter Mensch
stirbt fühlen wir irgendwie so, wie dieser Tag ist, wir fühlen uns leer, kaum
freudevoll, nach feiern ist uns schon gar nicht zumute.
Aber
doch feiern wir den Karfreitag, aber auf eine spezielle Weise. Auch dieser Tag
ist von Dankbarkeit geprägt. Dankbarkeit gegenüber jemandem, der unschuldig
war, der ohne Sünde war, der die Seinen, die in der Welt waren und sind(!) bis zum
Ende liebt (vgl. Joh 13,1) und sogar
bereit ist für sie zu sterben. Und wir danken Gott dem Vater, dass er es mit der Welt,
seiner Schöpfung, so ernst meint, dass er seinen einzigen Sohn ans Kreuz gehen
lässt.
Es
bleibt freilich so, der Sinn des Karfreitags erschließt sich voll und ganz nur
im Licht des Ostermorgens, wenn das Grab, in welches Jesus gelegt wird, leer
ist. Aber der Weg zum Leben, das von Ostern her kommt geht über das Kreuz.
Heute
betrachten wir dankbar, mit Würde und Ernsthaftigkeit das Leiden und Sterben Jesu.
Hören wir bei der Passion heute aufmerksam und ganz genau hin. Papst Franziskus
hat am vergangenen Palmsonntag, als wir schon einmal die Passion gehört hatten,
eine Meditation gehalten, die uns auch heute gut tut:
„Wer bin ich vor dem leidenden
Jesus?
Wir haben viele Namen gehört – viele
Namen. Die Gruppe der führenden Persönlichkeiten, (…), die entschieden hatten,
ihn zu töten. Sie warteten auf die Gelegenheit, ihn zu fassen. Bin ich wie
einer von ihnen?
(...)
Weitere Namen haben wir gehört: die
Jünger, die nichts verstanden, die einschliefen, während der Herr litt. Ist
mein Leben eingeschlafen?
Oder bin ich wie die Jünger, die
nicht begriffen, was es bedeutet, Jesus zu verraten; wie jener andere Jünger,
der alles durch das Schwert lösen wollte: Bin ich wie sie?
Bin ich wie Judas, der Liebe
heuchelt und den Meister küsst, um ihn auszuliefern, ihn zu verraten? Bin ich –
ein Verräter?
Bin ich wie jene Vorsteher, die in
Eile zu Gericht sitzen und falsche Zeugen suchen: Bin ich wie sie? Und wenn ich
so etwas tue – falls ich es tue –, glaube ich, dass ich damit das Volk rette?
Bin ich wie
Pilatus? Wenn ich sehe, dass die Situation schwierig ist, wasche ich mir dann
die Hände, weiß ich dann meine Verantwortung nicht zu übernehmen und lasse
Menschen verurteilen oder verurteile sie selber?
Bin ich wie
jene Menschenmenge, die nicht genau wusste, ob sie sich in einer religiösen
Versammlung, in einem Gericht oder in einem Zirkus befand, und Barabbas wählt?
Für sie ist es gleich: Es war unterhaltsamer, Jesus zu demütigen.
Bin ich wie
die Soldaten, die den Herrn schlagen, ihn bespucken, ihn beleidigen, sich mit
der Demütigung des Herrn amüsieren?
Bin ich wie
Simon von Zyrene, der müde von der Arbeit kam, aber den guten Willen hatte, dem
Herrn zu helfen, das Kreuz zu tragen?
Bin ich wie
die, welche am Kreuz vorbeikamen und sich über Jesus lustig machten: „Er war
doch so mutig! Er steige vom Kreuz herab, dann werden wir ihm glauben!“ Sich
über Jesus lustig machen…
Bin ich wie
jene mutigen Frauen und wie die Mutter Jesu, die dort waren und schweigend
litten?
Bin ich wie
Josef (von Arimathäa), der heimliche Jünger, der den Leib Jesu liebevoll trägt,
um ihn zu begraben?
Bin ich wie
die beiden Marien, die am Eingang des Grabes verharren, weinend und betend?
Bin ich wie
diese Anführer, die am folgenden Tag zu Pilatus gehen, um zu sagen: „Schau, der
hat gesagt, er werde auferstehen. Dass nur nicht noch ein Betrug geschieht!“;
und die das Leben blockieren, das Grab zusperren, um die Lehre zu verteidigen,
damit das Leben nicht herauskommt?
Wo ist mein
Herz? Welchem dieser Menschen gleiche ich?“
(http://w2.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2014/documents/papa-francesco_20140413_omelia-palme.html)
Liebe Freunde, ich sage es ehrlich, ich finde mich selbst bei ein bis zwei
Punkten wieder. Als Theologe hat mir der letzte Satz der Betrachtung von Papst
Franziskus einen Stich versetzt und mich nachdenklich gemacht…“ die das Leben blockieren, das Grab
zusperren, um die Lehre zu verteidigen, damit das Leben nicht herauskommt?“.
Lasst uns den Karfreitag zum Anlass nehmen,
neu darüber zu meditieren, was das Kreuz Jesu in unserem Leben ist. Ob beim
Gottesdienst, im stillen Gebet vor dem Heiligen Grab oder auch beim Film heute
Abend!